Der ehemalige Präsident der Universität Göttingen, Prof. Kurt von Figura, hat der Ethnologischen Sammlung der Uni 31 Objekte indigener Gruppen aus dem Amazonasgebiet geschenkt.
Federdiadem der Kayapó – in der Ethnologischen Sammlung der Universität Göttingen. Quelle: r
Das Göttinger Tageblatt berichtet:
Dabei handele es sich „überwiegend um Federarbeiten“, teilte Katrin Pietzner von der Zentralen Kustodie der Uni mit. Die Federarbeiten sind „30 Jahre oder älter“ und stammen von zwölf verschiedenen indianischen Ethnien, sagte Pietzner am Dienstag. Die größte Zahl der Objekte komme von den Kayapó und den Rikbaktsá aus dem brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso.
Kustos Prof. Michael Kraus: „Ein großer Gewinn“
„Diese Übergabe ist für uns ein sehr großer Gewinn“, erklärte Dr. Michael Kraus, Kustos der Ethnologischen Sammlung. „Zum einen ergänzt sie hervorragend ältere Sammlungen, wie die umfassenden Konvolute, die wir bereits 1959 erwerben konnten. Zum anderen enthält sie eine ganze Reihe exzellenter Objekte, die auch mit Blick auf die Einrichtung unserer neuen Dauerausstellung von Interesse sind.“
Federdiademe der Kayapó – Nasenschmuck der Rikbaktsá
Hierzu zählten vor allem die „eindrucksvollen Federdiademe der Kayapó, die teilweise während der Namensgebungszeremonien getragen werden“. Auch kunstvoll arrangierter Nasenschmuck der Rikbaktsá sowie der Mantelumhang eines Schamanen der Juruna seien darunter, so Kraus.
Ethnologische Sammlung Göttingen: 5000 Objekte aus Amerika
Von Figura hatte die Gegenstände in den 1990er-Jahren als Privatsammler unter anderem von dem bekannten Ethnologen Prof. Dr. Lajos Boglár käuflich erworben, so Kraus. Die Ethnologische Sammlung besitze aktuell knapp 5000 Objekte aus Amerika.
Kurt von Figura „verbindet vieles mit dieser Sammlung“
Kurt von Figura erklärte am Dienstag gegenüber dem Tageblatt, dass er die Sammlung „bereits kannte, bevor ich nach Göttingen kam“ – das sei vor gut 30 Jahren gewesen. „Ich verbinde vieles mit der Sammlung, mit den Objekten. Die Schenkung war für mich ein ganz natürlicher Gedanke.“ Er habe sich sehr gefreut, dass die Leitung seine Schenkung „so positiv aufgenommen hat, das muss ja auch passen“.
Lanjähriger Einsatz für die Sanierung des Gebäudes Theaterplatz 15
In die Sanierung des Gebäudes werden 4,2 Millionen Euro investiert. „Dafür wurde schon lange gekämpft”, sagte Kraus. Die ehemalige Professorin des Instituts und Ozeanien-Spezialistin Brigitta Hauser-Schäublin, der Vorgänger von Michael Kraus, Gundolf Krüger (Kustos bis 2016) sowie Kustos Kraus und der ehemalige Universitätspräsident von Figura (er ist Mitglied des Fördervereins) hatten sich zunächst für einen Neubau, der finanziell nicht zu realisieren war, und in der Folge für die Sanierung eingesetzt. „Die Unterbringung der Sammlung hat nicht ganz ihrer Bedeutung entsprochen“, betonte der 74-Jährige von Figura.
Ethnologische Sammlung Göttingen auf Schenkungen angewiesen
Schon seit Längerem habe sich die Sammlung nicht durch Erwerb vergrößern lassen und sei vor allem auf Schenkungen angewiesen – hinzu kämen Objekte „im Rahmen von wissenschaftlichen Arbeiten“, so von Figura. „Dieser überregional wohl bedeutendsten Sammlung der Universität ist es zu wünschen, dass sie an der ein oder anderen Stelle etwas Zuwachs bekommt.“
International einmalig: Die Cook-Forster-Sammlung
Die Göttinger Ethnologie ist Besitzerin einiger nahezu einzigartiger Stücke von internationaler Bedeutung. Vor allem die Cook-Forster-Sammlung mit Gegenständen, die Kapitän James Cook zwischen 1768 und 1780 auf seinen Weltumsegelungen erwarb, ist einmalig. Rund 500 Teile dieser Reisen sind im Besitz der Universität Göttingen. Das bekannteste Stück, der Federkopf des hawaiianischen Kriegsgottes „Ku’”, wurde frühzeitig sicher untergebracht – und als Leihgabe nach Stuttgart transportiert. „Göttingen hat jetzt die Chance, aus dieser exzellenten Sammlung etwas Tolles zu machen”, sagte Kraus.
Ethnokids: Programm für Kinder wird aufrechterhalten
Trotz der Schließung wird das museumspädagogische Begleitprogramm für Kinder im Haus am Theaterplatz 15 weiterhin angeboten – bis zum kommenden Juni. Die nächste Veranstaltung trägt den Titel „Weißer Mond, fliegende Drachen und viel Lärm – Neujahrsfeste in Asien“. Der Ethokids-Nachmittag ist für junge Forscher im Alter ab acht Jahren geeignet. Beginn ist um 14.30 Uhr. Anmeldungen sind unter der Mail-Adresse info.ethnokids@gwdg.de oder Telefon 0178/3525813 möglich. Das komplette Programm: http://www.uni-goettingen.de/de/28910.html
Von Stefan Kirchhoff
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