Institutskolloquium: Für offene Kulturdebatten. Sieben Maximen für intersubjektiven und humanen Austausch mit Prof. Dr. Christoph Antweiler

Am Donnerstag begrüßen wir Prof. Dr. Christoph Antweiler von der Uni Bonn zum ersten Vortrag im Institutskolloquium Ethnologie Sommer 2024.

Termin: Donnerstag, 18.04.2024 / 16:00 Ct.
Ort: Theaterstraße 14
Gast: Prof. Dr. Christoph Antweiler, Institut für Orient- und Asienwissenschaften

Abstract: Für offene Kulturdebatten. Sieben Maximen für intersubjektiven und humanen Austausch

Der Vortrag macht ein Plädoyer für offene Debatten und gegen die Meidung von Konflikten im öffentlichen Austausch. Im Blick habe ich dabei vor allem Kontroversen über Kultur, Identität und Kolonialität. Ich wende mich gegen die derzeit gängige Polarisierung, Polemik und Personalisierung. Pauschale Breitseiten gegen Political Correctness, Cancel Culture, Woke-Ansätze oder Dekolonisierung der Forschung und Lehre bringen uns nicht weiter. Das sind mittlerweile alles Kampfbegriffe. Statt den beklagenswerten Zustand öffentlicher Debatten weiter zu beklagen, stelle ich sieben positive Maximen zur Verbesserung der Debattenkultur zur – gern kontroversen – Diskussion:

(1)  Wissenschaft ist mehr als sog. westliche Wissenschaft. Wissenschaft beruht auf einer besonderen, aber universell verbreiteten Haltung zur Welt. (2) Diskussionsbeiträge sollten ausschließlich nach Schlüssigkeit und gesicherter Evidenz bewertet werden. (3).  Jede/r sollte über jede/n sprechen dürfen; Diskussionspartner sind dabei grundsätzlich als Personen zu respektieren. (4)  Wir sollten für die Anerkennung vielfältiger Lebensformen kämpfen, aber gegen Sonderrechte für bestimmte Kollektive, wenn solche Rechte Bürger- bzw. Menschenrechte verletzen. (5)  Eine Übernahme von Ideen oder Symbolen, die aus anderen Kulturen stammen, muss keine Aneignung oder gar Enteignung sein. (6)  Manche Wörter sollte man vermeiden, aber Verbote, bestimmte Wörter zu benutzen, sind konsequent abzulehnen. (7) Wir sollten das Wort „Rassismus“ nicht zum  pauschalen Etikett verkommen lassen – gerade wenn wir uns als Antirassisten verstehen.

Institutskolloquium Ethnologie Sommer 2024

Es ist wieder soweit, das Sommersemester 2024 ist da und auch dieses Semester veranstalten wir das Institutskolloquium mit spannenden und interessanten Themen. Das Programm steht, die Termine auch, wir freuen uns auf viele Besucher*innen!

Neue Publikation: „Sharing Knowledge on Entangled Histories and Climate Change Consequences in Oceania“ von Elfride Hermann, Hans Reithofer und Christiane Falck

Im Frankfurter Wochenschau Verlag ist, herausgegeben von Moritz Pöllath, der Sammelband „Didaktische Perspektiven auf die Geschichte und Kultur des Pazifiks“ erschienen. Darin enthalten ist auf den Seiten 137–149 der Beitrag von Elfriede Hermann, Hans Reithofer und Christiane Falck mit dem Titel

„Sharing Knowledge on Entangled Histories and Climate Change Consequences in Oceania. Some Insights from Doing Public Anthropology at the Ethnographic Collection of Göttingen“.

Der Band kann sowohl als gedruckte Ausgabe beim Verlag bestellt als auch kostenlos in der Open-Access-PDF-Version heruntergeladen werden.

Vortrag „Zwischen Hölle und Paradies – indigenes Leben in Brasilien“ von Ulrike Prinz

Gemeinsam mit dem Förderverein unserer Sammlung, der „Göttinger Gesellschaft für Völkerkunde e.V.“, und der „Gesellschaft für bedrohte Völker“ laden Institut und Ethnologische Sammlung zu einem Vortrag in die Alte Mensa ein!

Abstract: Indigene Realitäten in Brasilien können sich sehr stark voneinander unterscheiden. Während der Goldrausch der letzten Jahre das Leben in den Territoriender Yanomami, Munduruku und Kayapó zur Hölle gemacht hat, leben die Mehinako im Oberen Xingu scheinbar noch auf der Insel der Seligen. Doch auch hier ist die Modernevorgedrungen.

Die Ethnologin und Journalistin Ulrike Prinz zeigt in ihrem Vortrag die unterschiedlichen Realitäten moderner indigener Männer und Frauen, ihre Leben am Rande der brasilianischen Gesellschaft und ihre
Strategien im Umgang mit den Weißen.

Erfolgreiche Disputation für Friedemann Yi-Neumann – „What does it take to make a home?“

Friedeman Yi-Neumann durchlief am Donnerstag, den 25.01.2024, erfolgreich die Disputation zu seiner Doktorarbeit mit dem Titel „Homes Translated: Dispossessions, Belongings, and the Materiality of Lives in Asylum Reception and Exile“.

Die Dissertation basiert auf ethnographischen Forschungen in verschiedenen Asylunterkünften, Aufnahmeeinrichtungen und sogenannten Notunterkünften in Deutschland und befasst sich mit der sehr grundlegenden Frage „What does it take to make a home?“ Basierend auf unterschiedlichen Forschungsbegegnungen mit Gesprächspartner*innenn aus Syrien, Iran, Irak, der Türkei, Pakistan, dem Nahen Osten, Eritrea und anderen Herkunftsländern und deren Exilbiographien, die von unterschiedlichen Flucht- und Migrationsverläufen erzählen, beschreibt die Dissertation homing als ein Zusammenspiel komplexer Zusammenhänge aus biographischen Erfahrungen und Dingen, Selbst- und Fremdzuschreibungen, Handlungs(un)fähigkeit und Emotionen etc. im Hinblick auf Verlust und Zugehörigkeit.

Wir gratulieren herzlich und wünschen alles Gute auf seiner neuen Stelle in Helsinki!

Von rechst nach links: Prof. Dr. Andrea Lauser (GISCA, Erstgutachterin), Prof. Dr. Paolo Boccagni (Universität Trent, Zweitgutachter), Friedemann Yi-Neumann, Prof. Dr. Steven Vertovek (MPI MMG, Drittgutachter)

Neue Publikation zur Geschichte der Ethnologischen Sammlung und der Entstehung der Ethnologie als eigenständige wissenschaftliche Disziplin

Im Rahmen der Initiative „Forschung in Museen“ förderte die Volkswagen Stiftung das Projekt „Sammeln Erforschen“. Als Ergebnis des Göttinger Teilprojekts liegt nun die Publikation „Von 66 Kunst Sachen zum Institut für Völkerkunde der Georg-August-Universität Göttingen 1773-1935/36“ von Gudrun Bucher vor.

Wie alle im Göttinger Universitätsverlag erschienenen Werke ist der Band nicht nur als Printausgabe im Handel erhältlich, sondern auch als Open-Access-Publikation auf den Verlagsseiten als freier Download verfügbar.

Neue Publikation zur Provenienz- und Kolonialismusforschung

Seit Gründung des Netzwerkes im Jahr 2018 ist die Ethnologische Sammlung der Georg-August-Universität Teil des Provenienzforschungsverbundes PAESE (Provenienzforschung in außereuropäischen Sammlungen und der Ethnologie in Niedersachsen).

Die Ergebnisse einer internationalen Konferenz des PAESE-Netzwerkes aus dem Jahr 2021 sind nunmehr als Publikation erschienen, unter dem Titel: Provenance Research on Collections from Colonial Contexts. Principles, Approaches, Challenges (Hrsg. Claudia Andratschke, Lars Müller, Katja Lembke).

Zu den Forschungsergebnissen internationaler Expertinnen und Experten zählen auch zwei Beiträge von Mitarbeitenden der Göttinger Ethnologie:

Ndzodo Awono. Colonial Collecting Strategies

Hannah Stieglitz: Becoming Ethnographic Objects. Three Rattles from East Africa in the Ethnographic Collection at Göttingen University and their (Missing) Stories

Das als Band 5 der Veröffentlichungen des Netzwerks Provenienzforschung in Niedersachsen erschienene Buch ist im Handel erhältlich, aber auch online kostenfrei downloadbar.