Ethno-Café: „Spiel – Gewalt – Emotion: Ethnographische Computerspielforschung“

Im nächsten Ethno-Café werden wir uns mit ethnographische Computerspielforschung beschäftigen. Dazu haben wir Prof. Dr. Christoph Bareither, Juniorprofessor für Europäische Ethnologie mit dem Schwerpunkt Medienanthropologie am Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität zu Berlin, eingeladen.

Für Millionen Menschen weltweit ist Computerspielen längst fester Bestandteil ihres Alltags. Hitzige öffentliche Diskussionen löst diese Entwicklung auch deshalb immer wieder aus, weil in zahlreichen Spielen der Umgang mit Repräsentationen physischer Gewalt im Vordergrund steht. Die ethnografische Computerspielforschung kann zu den gesellschaftlichen Debatten um dieses Phänomen beitragen – allerdings nicht indem sie, wie viele andere Studien, die möglicherweise gefährlichen Wirkungen von Computerspielen in den Blick nimmt, und auch nicht indem sie diese Spielprozesse moralisch bewertet. Vielmehr hilft eine ethnografische Computerspielforschung zu verstehen, was Computerspieler*innen überhaupt mit virtueller Gewalt erleben. Sie beleuchtet, wie sich Medien und Menschen zu Spielprozessen verflechten, in denen die Spieler intensive emotionale Erfahrungen machen.
Diese emotionalen Erfahrungen sind nicht einseitig und simpel, sondern vielfältig und komplex. Der Vortrag geht deshalb auf die verschiedenen Facetten des Phänomens ein und zeigt anhand lebendiger Eindrücke (aus der teilnehmenden Beobachtung in Online-Computerspielen, aus Interviews, Videoausschnitten, historischen Materialien), wie Spieler*innen mit virtueller Gewalt umgehen und sie erleben. Dadurch demonstriert er zugleich, wie medienanthropologische Forschung wertvolles Grundlagenwissen zu aktuellen gesellschaftlichen Debatten beitragen kann.

Prof. Dr. Christoph Bareither ist Juniorprofessor für Europäische Ethnologie mit dem Schwerpunkt Medienanthropologie am Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität zu Berlin. Er setzt sich in seiner Forschung mit durch digitale Technologien angestoßenen Transformationen alltäglicher Praktiken auseinander und arbeitet dabei am Schnittfeld von Medienanthropologie, Populärkulturforschung und ethnografischer Emotionsforschung. Ein inhaltlicher Schwerpunkt seiner bisherigen Forschung war der Umgang mit ludisch-virtueller Gewalt in Computerspielen. Die daraus entstandene ethnografische Studie „Gewalt im Computerspiel“ wurde mit dem Deutschen Studienpreis 2016 ausgezeichnet und ist im Open Access beim transcript Verlag als e-book frei erhältlich.

https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-3559-1/gewalt-im-computerspiel/?number=978-3-8394-3559-5

Ihre Fachgruppe Ethnologie

Wann? Mittwoch, 21. 11. 2018, 18 Uhr // Wo? Hörsaal der Ethnologie